Für eine offene und solidarische Gesellschaft in Ostdeutschland
Jakob (22) — Sachsen
Seit meiner Jugend in Zwickau engagiere mich in Klima- und Demokratiegruppen für eine offene und solidarische Gesellschaft in Zwickau, Sachsen und Ostdeutschland. Ich finde: mindestens genauso häufig, wie berechtigterweise über extrem-rechte Vorfälle, Entwicklungen oder Geschehnisse gesprochen wird, sollten wir auch mit zivilgesellschaftlich-aktiven oder mit Menschen die von Diskriminierung betroffen sind, sprechen. Mit "Unter Nazis" habe ich versucht eine (meine) Perspektive von vielen in einem Buch festzuhalten und bin seitdem in ganz Deutschland unterwegs, um in verschiedensten Kontexten über Demokratie, Antifaschismus, Ängste, Rechtsruck und Zivilgesellschaft zu sprechen und zu diskutieren. Bei mittlerweile über 150 Lesungs- und Diskussionsveranstaltungen durfte ich über diese Themen sprechen. Dabei freue ich mich vor allem, dass es mir scheinbar gelungen ist, die politische Blase zu verlassen: denn neben Lesungen in alternativen Jugendzentren, bin ich mittlerweile auch und vor allem in Schulen, Kirchgemeinden, Betrieben oder auch mal bei der Bundeswehr oder mit der Konrad-Adenauer-Stiftung unterwegs gewesen. Was das zeigt? Die Verantwortung für eine solidarische und antifaschistische Gesellschaft liegt nicht bei einzelnen, sondern uns allen. Deswegen müssen wir uns zusammenschließen. Genau das haben wir zum Beispiel mit der Solidarischen Vernetzung Sachsen, die ich, mit einigen Mitstreitenden, initiiert habe, getan. Unser Ziel: Ressourcen aus größeren Orten in kleinere umverteilen, ländlicheren Aktivismus sichtbarer machen und gemeinsam Anfeindungen und Bedrohungen trotzen. Nach wie vor, das haben die Wahlen gezeigt, ist zu viel zu tun und manchmal ziehen einen die Geschehnisse herunter. Was mich antreibt, ist das Wissen darum, dass ich mit all diesen Gefühlen, selbst in Sachsen, selbst im "dunkelsten Dunkeldeutschland", in Colditz, Grimma, Bautzen, Plauen, Zittau oder meiner Heimatstadt Zwickau nicht alleine bin. Mein Ziel für die kommenden Monate: aus dem "Hamsterrad des Reagierens" ausbrechen. Antifaschistischer Gegenprotest oder das Skandalisieren von Diskriminierung bleiben richtig und wichtig, doch wir dürfen unsere Themen nicht vergessen: Soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, faire Löhne und gesellschaftlicher Zusammenhalt.
by Jakob Springfeld